Die ständigen Veränderungen von Angebot und Nachfrage auf dem Markt, die u. a. durch Sperrungen und den Ausbruch des Krieges in der Ukraine verursacht wurden, erfordern, dass die Unternehmen in der Lage sind, ihre Tätigkeiten flexibel anzupassen. Unterschiedliche Kundentypen haben unterschiedliche Anforderungen. Diese steigenden Kundenwünsche einerseits und der Kapazitätsmangel auf dem Arbeitsmarkt andererseits führen dazu, dass die Automatisierung in vielen Terminals einen immer höheren Stellenwert einnimmt. Corinne Verstoep, Direktorin der Waalhaven Group, kann darüber sprechen wie keine andere. In diesem Artikel spricht sie über die Herausforderungen, denen sich das Barge Center Waalhaven (Teil der Waalhaven Group) stellen muss, um auf die aktuellen Marktentwicklungen zu reagieren.
Gesamtpaket der Containerlogistikdienste
Das Barge Center Waalhaven (BCW) ist ein Binnenschiffs-, Feeder- und Shortsea-Containerterminal und gehört zur Waalhaven Group. Die verschiedenen Schwesterunternehmen von BCW bieten zusätzliche Dienstleistungen an. Waalhaven Cool Barge zum Beispiel bietet Binnenschiffstransporte zwischen den verschiedenen Terminals in Rotterdam an. Waalhaven Douane Services kümmert sich um alle Zollformalitäten (auch für das RTO-C Lager von BCW). United Waalhaven Terminals und Depot Pier 7 bieten Lagerungs- und Reparaturdienste für leere Container an. Waalhaven Botlek Terminal ist wie das BCW ein Binnenschiffs- und Feederterminal, hauptsächlich für Tankcontainer, und das Barge Terminal Born (BTB) bildet den multimodalen Umschlagsteminal tiefer im Hinterland. Mit diesen operativen Gesellschaften bietet die Waalhaven Group ein komplettes Angebot an Dienstleistungen für die intermodale Containerlogistik. BCW feiert bald sein 25-jähriges Bestehen. Ein guter Zeitpunkt, um auf das Wachstum und die Professionalisierung der Organisation in den letzten Jahren zurückzublicken und zu erörtern, welche Entwicklungen in nächster Zeit geplant sind.
Reaktion auf Kundenanforderungen in einem sich wandelnden Markt
Die Automatisierung ist in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren Punkt auf der Tagesordnung von BCW geworden. Rückläufige Umsätze aufgrund hoher Seefrachtraten und Sperrungen im Fernen Osten veranlassen BCW, nach Alternativen zu suchen und neue Kundenkreise zu erschließen. Neue Kunden führen zu einer Zunahme der (operativen) Tätigkeiten und können Anpassungen verschiedener Prozesse erfordern.
Corinne: “Unsere Automatisierungswünsche sind oft stark marktgetrieben. Die Erschließung neuer Kunden bedeutet nicht nur eine Zunahme der Tätigkeiten, sondern stellt auch andere Anforderungen an unseren Betrieb. Der Automatisierung der betrieblichen Abläufe wurde eine höhere Priorität eingeräumt, um besser auf diese Veränderungen reagieren zu können.”
So konzentrierte sich BCW eine Zeit lang auf den Transport von Baumstämmen aus Deutschland nach China und hatte mehr mit der Begasung und Entgasung der Ladung zu tun. Der neue Zubringerdienst mit Samskip und BCW beispielsweise erfordert wiederum EDI-Anbindungen, damit die Eingabe von Buchungen und die Erstellung von Be- und Entladelisten weitestgehend automatisiert werden können.
Automatisierung zur Verringerung der Arbeitsbelastung und zur Bindung von Mitarbeitern
Die Erschließung neuer Kunden bringt nicht nur ein erfreuliches Wachstum mit sich, sondern erhöht oft auch die Arbeitsbelastung der bestehenden Teams. Dies schafft ein Spannungsfeld, in dem ein Gleichgewicht zwischen der Zufriedenheit der Kunden und der Schaffung eines angenehmen Arbeitsumfelds gefunden werden muss. In Zeiten, in denen die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt das Angebot um ein Vielfaches übersteigt, ist es umso wichtiger, Mitarbeiter zu halten.
Corinne: “Die Entwicklungen auf dem Markt machen die Arbeit nicht unbedingt angenehmer, aber sie erleichtern sie, so zum Beispiel die Planung mit Nextlogic. Wir versuchen, durch Automatisierung die Arbeitsbelastung so weit wie möglich zu reduzieren und die Arbeit attraktiv zu halten. Unsere Mitarbeiter bringen sich ein, wenn es um Automatisierungslösungen geht, die ihre Arbeit erleichtern und die Prozesse effizienter machen.”
Die Schnittstelle zu Samskip ist ein gutes Beispiel dafür, dass BCW einerseits auf Kundenanforderungen eingeht, andererseits aber auch dafür sorgt, dass die Abwicklung der Buchungen so weit wie möglich automatisiert wird. Auf diese Weise erreicht das Unternehmen ein Wachstum, ohne dass die (Arbeits-)Kapazitäten direkt erhöht werden müssen.
Optimierung der Zollangelegenheiten
Als Unternehmen müssen Sie sich nicht nur mit den Anforderungen der Kunden auseinandersetzen, sondern auch mit den Anforderungen des Marktes, zum Beispiel mit sich ändernden Gesetzen und Vorschriften. Zum Beispiel wurde vor kurzem die Schnittstelle ‚Meldung der Exportdokumentation‘ von Portbase in Betrieb genommen. Diese Schnittstelle sorgt dafür, dass Exportzolldokumente nicht mehr manuell eingegeben werden müssen und Container automatisch blockiert werden, wenn der Zoll einen Container kontrollieren will. In Kürze wird auch die Audit-Datei für die Verwaltung von BCW’s Raum für temporäre Lagerung (RTO) auf Version 2.1 umgestellt. Damit erfüllt BCW die neuen Anforderungen des Zollrechts.
Kurzfristige Entwicklungsprojekte
Neben der Umstellung der RTO-Verwaltung auf die neueste Version sind die folgenden Automatisierungsprojekte geplant:
- Hinzufügen einer Eingangs- und Ausgangsschnittstelle für Meldungen von Bayplan (BAPLIE). Mit dieser Schnittstelle kann der eingehende Ladeplan eingelesen und der ausgehende Ladeplan erstellt werden.
- Einrichtung einer Schnittstelle zu Smith Holland. Diese Schnittstelle sorgt dafür, dass Listen mit Kühlcontainer-Informationen nicht mehr manuell gepflegt werden müssen, sondern automatisch übermittelt werden.
Bei den oben genannten Projekten geht es darum, auf Kundenwünsche und sich ändernde Vorschriften zu reagieren. Außerdem ist es für BCW wichtig, die Automatisierung und Digitalisierung zu nutzen, um die Bereitstellung von Informationen für die Kunden zu verbessern. So möchte BCW beispielsweise Dashboards oder automatisch erstellte Berichte entwickeln, mit denen die Leistung des Terminals (z. B. die Verweildauer der Lkw auf dem Terminal oder die Anzahl der pro Stunde umgeschlagenen TEU) genau überwacht werden kann.
Wie Corinne in dem Interview weiter ausführt, werden Automatisierung und Digitalisierung priorisiert, um auf unterschiedliche Faktoren zu reagieren. Dabei kann es sich sowohl um kurzfristige Faktoren handeln (z. B. Reaktion auf Kundenwünsche und Marktanforderungen) als auch um langfristige Faktoren (strukturelle Verbesserung der Prozesse, Einblick in die Leistung, Verbesserung der Kundeninformation usw.). Möchten Sie eine Beratung zu den Optimierungsmöglichkeiten in Ihrem Unternehmen? Oder möchten Sie mehr über die im Artikel erwähnten Schnittstellen mit BCW erfahren? Dann nehmen Sie direkt Kontakt mit uns auf!